Benares_klein

 

Jan Schürmanns Familienchronik

Die Familie Schürmann vom Vollerbenhof in Ellerbeck

Johann Adam Schürmann (1809 - 1852)
auch: John Adam Shurman oder John Adam Sherman

Hofanlage_klein

Flagge_GER Flagge_UK Flagge_USA Flagge_AUS

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geboren

am
10. Mär. 1809
in Schledehausen

gestorben

am
1. Okt. 1852
in Benares; IN

beerdigt

Eltern

Joes (Johann) Adam Schürman

Marie Elisabeth Ebker

Geschwister

Johann Friedrich Schürman

Johann Heinrich Schürman

Johann Christoph Schürman

Johann Heinrich Christoph Schürman

Clamor Wilhelm Schürman

Heirat

am
02. Jul. 1833
in
St. Matthew's,
Bethnal Green (UK)
mit

Juliana Wilhelmina Cammerer

Kinder

Emily Schürmann

William Schürmann

Juliana Schürmann

Henry Schürmann

James Schürmann

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Bemerkungen

Biographie zum Teil bekannt, 5 oder 6 Kinder;
ging als Missionar einer englischen Missionsgesellschaft
nach Benares, Indien

Die Lebensgeschichte des Bauernsohnes
Johann Adam Schürmann
aus Ellerbeck im damaligen Fürstbistum Osnabrück, heute Landkreis Osnabrück

Er studierte in Berlin und diente später der London Missionary Society als Pastor und Missionar in Benares (Varansi) am Ganges in Indien. Neben dem Predigen des Evangeliums, der Seelsorge, der Fürsorge für Waisenkinder, ihrer Schul- und Handwerksausbildung, widmete er sich dem Schrifttum, übersetzte Bibel und Psalmen in Hindustani sowie Urdu und schrieb Schulbücher in der Landessprache.

Johann Adam wurde am 10. März 1809 als dritter von 6 Söhnen auf dem Hof der Familie in Ellerbeck geboren. Aufgrund der Erbfolgeregelung im Kurfürstentum Braunschweig und Lüneburg stand das Hoferbe dem jüngsten Sohn zu, somit musste sich Johann Adam einen anderen Lebensweg suchen. Seine Kindheit und Jugend fiel in die Zeit gravierender Veränderungen, so den napoleonischen Eroberungskriegen, der Säkularisation und der anschließenden Neuordnung Europas, beginnend mit dem Wiener Kongress 1815. Schon früh fiel seinen Lehrern, Pastoren, Kantoren und dem Amtsvogt sein akademisches Interesse und Streben nach Bildung auf. Durch den frühen Tod der Eltern, insbesondere durch den der geliebten Mutter geprägt, spricht Johann Adam von seiner geistlichen „Erweckung“ und Entscheidung, sein Leben in den Dienst Gottes zu stellen und das Evangelium unter den "Heiden" zu lehren und zu verbreiten“. Damit folgte er dem viel zitierten Gebot Jesus Christus, vgl. Markus 16, 15: „…gehet hin in alle Welt und verkündet das Evangelium aller Kreatur“. Wie alle Missionare dieser Zeit wollte Johann Adam den Menschen in Benares Zugang zum Reich Gottes und damit zum Seelenheil verschaffen, vgl. Johannes 14, 6: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich“.

Missionare in dieser Zeit waren viel mehr als die Überbringer des Evangeliums an die „Heiden“, sie vermittelten ein christliches Menschenbild, allgemeine Bildung, handwerkliche Fähigkeiten, medizinische Grundkenntnisse, sie überbrachten Wissen aus unentdeckten und unbekannten Gebieten der Welt nach Europa und Amerika, korrespondierten mit Universitäten, erweiterten so das Wissen über Völker und Kulturen der Erde.

Missionare waren keine Eroberer mit Feuer und Schwert. Ihre Mittel waren die Worte. Durch verbreitete Unkenntnis ist die aufopferungsvolle Missionsarbeit heute in Misskredit geraten, weil ihre Tätigkeit oft nur im Zusammenhang mit dem Kolonialismus gesehen wird. Zwar machte sich der Kolonialismus oft das Wissen, die Bildung, die vielfältigen Kultur- und Sprachkenntnisse der Missionare zunutze, verfolgte aber politische und ökonomische Ziele. Eine umfassende und objektive Betrachtung der Missionsbewegung kann Vorurteile abbauen.

Elternhaus, die Geschwister, die Kindheit und Jugend im damaligen Fürstbistum Osnabrück

Johann Adam Schürmann wurde am 10. März 1809 in Ellerbeck, im damaligen Fürstbistum Osnabrück geboren. Die Zeit war geprägt von gravierenden gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen. Infolge der napoleonischen Eroberungskriege, französischer Besatzungen und Säkularisation gingen das Heilige Römische Reich und das Fürstbistum Osnabrück unter. Ausgehend vom Wiener Kongress von 1815 wurde Europa neu geordnet. Das Fürstbistum Osnabrück ging im Königreich Hannover auf.

Ausbildung und das Studium in Berlin

Schon in Kindheit und Jugend fielen Lerneifer und das akademische Interesse von Johann Adam auf. Pastoren, Kantoren und auch der Amtsvogt von Schledehausen förderten die Bildung und die Entsendung in das Jänicke‘schen Missionssemiar in Berlin. Nach umfassender Ausbildung studierte er Theologie, Chinesisch und auch noch Grundlagen der Medizin bis Ende 1832.

Heirat und erste Reise nach Indien

Nach der Begegnung mit Juliana Wilhelmina Cammerer aus Berlin und dem Abschluss der Studien entschieden sich beide, einen gemeinsamen Lebensweg zu gehen und sich der Verbreitung des Evangeliums „unter den Heiden“ zu widmen. Entsprechend den Vorbereitungen war China die Wunschmission, wo der sehr bekannte Missionar Karl Gützlaff bereits wirkte. Dazu kam es nicht. Das Berliner Missionsseminar hatte keine Mittel zur Aussendung und empfahl stattdessen den mit besten Zeugnissen ausgestatteten Johann Adam der London Missionary Society. Diese betrieb in Indien am Ganges die Benares Mission und stellte Johann Adam dafür in ihren Dienst.
Dazu war in London das Studium von Hindustani und Urdu nötig. Es folgen vor der Abreise zahlreiche Missionsvorbereitungen, die Ordination und Eheschließung.
Am 8. Juli 1833 ging es auf die abenteuerliche 6 Monate dauernde Reise nach Indien und von dort weitere 2 Monate 700 Kilometer den Ganges hinauf bis in die den Hindus und Buddisten heilige Stadt Benares. Dampfschiffe und Motorfahrzeuge gab es noch nicht.

Arbeit in der Mission, Geburt der Kinder und Erkrankung der Ehefrau

Die Missionsbedingungen in Indien waren für die Missionare und ihre Familien voller Herausforderungen, Entbehrungen und Krankheitsrisiken, insbesondere wegen des für Europäer extremen subtropischen Klimas. Neben den Predigten des Evangeliums, der Seelsorge, der Fürsorge für Waisenkinder und Ausgestoßene, vermittelte die Mission schulische und handwerkliche Bildung. Johann Adam widmete sich außerdem dem „Schrifttum“. Damit das Evangelium in Landessprache verbreitet werden konnte, übersetzte er jahrelang die Bibel und Psalmen in Hindi und Urdu, kümmerte sich um deren Druck. Dabei kamen ihm sein überall anerkanntes großes Sprachtalent, sein Ehrgeiz und seine Ausdauer zu Gute. 1843/1844 wurden die ersten Ausgaben gedruckt und verbreitet. In dieser Zeit wurden 5 Kinder geboren. Leben und Tod lagen eng beieinander. Die erstgeborene Tochter Juliana starb kurz nach ihrem ersten Geburtstag.
Die Familientragödie begann mit der andauernden schweren Erkrankung seiner Ehefrau, die in der Mission auch als Lehrerin tätig war. In der Hoffnung auf Genesung im milden Klima musste sie auf dringenden ärztlichen Rat schließlich mit den 4 kleinen Kindern nach Europa zurückkehren. Ein Jahr, bis Ende 1841, hatte es gedauert, die finanziellen Mittel dafür zu bekommen. Auf der langen beschwerlichen Seereise nach England starb der jüngste Sohn James bei Kap Horn. Johann Adam blieb allein und ziemlich verzweifelt in der Mission zurück.

Rückreise nach Europa

Die Reise von Johann Adam zu seiner Familie nach Europa und zur London Missionary Society konnte erst Ende 1843 erfolgen, nachdem wichtige Arbeiten in der Mission abgeschlossen und Reisekosten vorhanden waren. Nach langer Reise erreichte er Anfang 1844 Berlin, wo seine Familie wieder sah. Sie musste mit bescheidenen Verhältnissen zurechtkommen. Der Gesundheitszustand seiner Frau hatte sich eher verschlechtert. Sie war nicht in der Lage, sich um die Kinder zu kümmern, die in Heimen betreut wurden. Auf der Durchreise besuchte Johann Adam kurz seine Osnabrücker Heimat, Hof und Familie in Ellerbeck. Die Dienstpflichten riefen Johann Adam nach London zur Missionary Society. Etwa ein Jahr arbeitete, lehrte, predigte er in England und Schottland, nahm an Konferenzen teil, hielt Vorträge. Offenbar gab es dann keine andere Möglichkeit, als seine Mission in Benares fortzusetzen und seiner Berufung zu folgen. Anfang 1845 reiste er allein, ohne Familie, von Portsmouth aus wieder nach Indien.

Zweite Reise nach Indien mit dem Umweg über die USA

Die Rückreise von Europa in die Mission in Indien führte über die USA, wo er 7 Monate Aufenthalt vor der Weiterreise nach Kalkutta hatte. In den USA traf er bekannte Theologen und amerikanische Missionare, die er von Indien kannte. Johann Adam lebte und lehrte an verschiedenen bedeutenden Universitäten, predigte in verschiedenen Gemeinden, lernte viele Menschen kennen. In Cincinnati, im Staat Ohio, traf er zwei seiner Brüder wieder, die dort ihre Zukunft suchten. Amerika war das sich schnell entwickelnde Einwanderungsland der Europäer mit den unbegrenzten Möglichkeiten. Insgesamt reiste er etwa 4.000 km von New York bis in den mittleren Westen und zurück nach Boston. In einem Brief an die London Missionary Society hadert Johann mit seinem Schicksal, „wäre ich doch bloß damals statt nach Indien nach Amerika gegangen, wie viel Leid wären meiner lieben Familie und mir erspart geblieben".
Die Wiederaufnahme der Arbeit in der Benares Mission begann im Februar 1846. Die Mission hatte während der Abwesenheit große Fortschritte gemacht. Die große Kirche und weitere Einrichtungen waren fertiggestellt, viele neue Waisen- und Straßenkinder waren aufgenommen, ausgebildet und bereiteten sich auf ihre Taufe vor. Mit großem Elan widmete sich Johann Adam der Fürsorge und vor allem der Bildungsarbeit. Er erkannte die Notwendigkeit von Schulbüchern in Hindustani für den Unterricht und begann mit deren Erstellung. Ebenfalls begann er eine Revision seiner Bibelübersetzung Seine außergewöhnlichen Sprach- und Übersetzungsfähigkeiten waren weit über die Benares Mission hinaus bekannt. Er wurde von anderen Missionen immer wieder um Rat und Hilfe gebeten. Im Jahr 150 galt seine ganze Aufmerksamkeit dem Bau der Mädchenschule, die auf giftig belastetem Grund errichtet wurde. Dabei zog sich Johann Adam eine schwere Infektion zu, die nicht heilen wollte und ihn immer mehr schwächte.

Schwere Krankheit und Tod 1852

Die schwere Krankheit führte zum Tod am 1. Oktober 1852 im Alter von nur 43 Jahren. Noch im Sterbebett galt die ganze Sorge der Versorgung seiner kranken Frau und den noch kleinen Kindern in Europa sowie den unvollendeten Arbeiten in der Mission. Die Mission hatte nicht nur einen engagierten Bruder sondern auch ihren außergewöhnlichen Sprachgelehrten verloren.

Schicksal von Frau und Kindern

Das Leben und Schicksal der Ehefrau und Kinder verlief sicher nicht untypisch in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Gesundheitszustand der Ehefrau verbesserte sich nicht mehr. Sie war eine vollständige Invalidin. Die 3 Kinder waren auf fremde Hilfen angewiesen, kamen ins Internat bzw. in Pflege. Die Tochter Emily ging 18 jährig mit einer anderen Missionarsfamilie von England aus zurück in die Mission in Indien. Der Sohn William wurde von seinem Onkel in Australien aufgenommen und Henry wurde Kaufmann in Berlin.

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